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Das Leben und Wirken des Heiligen


Sigmund Szczęsny(Felix) Feliński
wurde am 1. November 1822 in Wojutyn bei Luzk in Wolhynien (heute Ukraine) geboren. Er war Sohn des Grundbesitzers Gerard, und Ewa, geb. Wendorff, einer Frau großen Geistes und Herzens, Schriftstellerin, Verfasserin der „Erinnerungen aus dem Leben.

Der evangelischen Atmosphäre seines Elternhauses verdankte er seine starke Verankerung im Glauben und in den Sitten. Von seinen Eltern lernte er die Gottesliebe, Hingabe für das Vaterland und Wertschätzung des Menschen. Dank dieser Werten brach er nicht zusammen, als sein Vater starb, seine Mutter für ihre patriotische Aktivität nach Sibirien verbannt wurde, als die Regierung des Zaren das Familienvermögen konfiszierte und die sechs Geschwister obdachlos blieben.

Im Alter von 17 Jahren brach er in die Welt auf, mit dem Glauben im Herzen und dem Vertrauen der hilfreichen Vorsehung Gottes. Sein einziges Reichtum waren: ein „Unschuldiges Herz, die Religion und brüderliche Liebe für der Nächsten“, sowie der Glaube, über den er folgendes sagte: „Mein Gesichtspunkt ist der Glaube, ich möchte, dass alles, was mir gefällt, was mich verzaubert und entzückt, seinen Anfang in ihm nimmt“ (1843).

Dank seiner naturwissenschaftlichen Begabung erlangte er eine mathematische Ausbildung in Moskau und eine geisteswissenschaftliche an der Sorbonne und auf dem Collège de France. Für sein Lebensmotto erkor er die Losung: „Denn auf Erden Pole zu sein, heißt gottgefällig und edel zu leben.“ Seinen Patriotismus bezeugt die Teilnahme am Aufstand in Großpolen (1848), von der Dimension seines Geistes – die Freundschaft mit dem polnischen Nationaldichter Juliusz Słowacki. Der Stimme Jesu Christi folgend beschloss er in Paris, Priester zu werden.

Priester in St. Petersburg. Im Jahre 1851 kehrte er nach Polen zurück, wo er in das Priesterseminar in żytomierz eintritt; weiteren Aufbau erlang er durch Ausbildung an der Priesterakademie in St. Petersburg, wo er auch zum Priester geweiht wurde (1855). Beseelt durch den Geist der Barmherzigkeit gründete er eine Herberge für die Waisen und Armen und eine Ordensgemeinschaft unter dem Namen „Familie Mariens“ (1857). Gleichzeitig ging er den Pflichten des Spirituals der Alumnen und des Akademieprofessors nach. Er wurde berühmt als Prediger und Beichtvater. Man hielt ihn für einen „Apostel, voller Demut, Wissen und Kultur“, für einen „Betreuer von Armen und Waisen“, für „einen wunderbaren Menschen“, „den besten Priester in Russland“.

Der gute Hirt. Am 6. Januar 1862 vom sel. Pius IX zum Erzbischof von Warschau ernannt, verbrachte er an der Weichsel nur 16 Monate, unter sehr widrigen Umständen, zur Zeit der patriotischen Manifestationen und dem Ausbruch des Nationalaufstandes. In dieser kurzen Zeit aber entwickelte er eine fruchtbare Tätigkeit, die als Ziel das Beleben des religiösen Lebens der Erzdiözese hatte.

Dieser „Mensch der Vorsehung“, Zeichen „der göttlichen Barmherzigkeit“, machte in der polnischen Hauptstadt ein Zentrum der Wiedergeburt. Er organisierte Missionen und Andachtsübungen in Kirchen, Krankenhäusern und Gefängnissen; rief die Priester zur eifrigen Tätigkeit auf, zur Fürsorge die Nüchternheit des Volkes zu befördern. Er legte großen Wert auf die Verkündigung des Wortes Gottes, auf die Katechese, auf die Entwicklung des Bildungswesens. Er verbreitete die Andacht des Heiligsten Sakraments und die der Mutter Gottes; zu Ihrer Ehre verbreitete er in der Erzdiözese die Mai-Andacht; er unterstützte die Franziskaner-Bewegung. Besorgt um die religiöse Erziehung von Kindern und Jugendlichen gründete er in Warschau ein Waisenhaus und eine Schule, die er der Obhut der Schwestern der „Familie Mariens“ übergab.

In Warschau galt er als „Engel des Friedens“, indem er das Volk zur Besonnenheit und fruchtbarer Wirkung zum Wohle der Heimat aufrief. Seiner Erfahrung und seinem realistischen Urteilsvermögen folgend versuchte er, die Gemüter zu besänftigen und das Volk vor dem Blutvergießen aufzuhalten. Doch nach Ausbruch des Januaraufstandes (1863) trat der gute Hirt für die Unterdrückten ein und teilte ihr Elend. Durch den darauffolgenden Wandel in der russischen Politik gegenüber dem polnischen Königreich ist der Erzbischof unbequem geworden. Nach St. Petersburg beordert, verließ er Warschau am 14. Juni 1863, unter Militäreskorte, als Staatsgefangener. Erst dann wurde Warschau voll gewahr, wer ihr Hirte wirklich war, der in einer so kurzen Zeit so viel Gutes getan; es herrschte die Ansicht vor, mit ihm sei „ein Hauch des Heiligen Geistes“ durch das Erzbistum gezogen.

Der Verbannte. Der zur Verbannung ins Innere Russlands verurteilte Erzbischof Feliński verbrachte 20 Jahre in Jaroslawl an der Wolga, wo er, dem Gebet, dem Apostolat und der Barmherzigkeit ergeben, den Alltag mit seiner Heiligmäßigkeit erglänzte. Sein Schicksal legte er in die Hände des Heiligen Vaters, gleichzeitig leistete er dem Druck der Regierung sein Erzbischofsamt aufzugeben widerstand. Trotz der politischen Begrenzungen umgibt er mit Betreuung die Exilierten in Sibirien in dem er ihnen geistlichen Trost wie materielle Hilfe bringt. Er stiftet eine Kirche in Jaroslawl. Die Erinnerung an den „heiligen polnischen Bischof“, der „den polnischen und katholischen Geist in drei Generationen verwurzelt“, bleibt lebhaft an der Wolga durch lange Jahrzehnte.

Nach 20 Jahren (1883) wurde er infolge einer Vereinbarung zwischen der russischen Regierung und dem Vatikan entlassen. Doch nach Warschau durfte er nicht mehr zurückkehren. So trat er seine zweite Verbannung an.

Hirte des Bauernvolkes. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Feliński als Titularerzbischof von Tharsus, in dem Dorf Dzwinaczka in Podolien (Diözese Lemberg), wo er sich der seelsorgerischen, sozialen und der Bildungstätigkeit unter dem Bauernvolk widmete. In das Leben dieses Dorfes brachte er den Geist der religiösen Erneuerung ein, eines versöhnten Zusammenlebens zwischen den Ukrainern und Polen, sowie einer fruchtbaren Zusammenarbeit im Namen der evangelischen Bruderschaft. Das dortige Volk hielt ihn für seinen Vater und Beschützer, einen „heiligen“ Geistlichen, und seinen Aufenthalt in dem Dorf für den „Gottes Segen“.

Das königliche Erbe. Erzbischof Feliński starb am 17. September 1895 in Krakau, im Ruf eines heiligen. Man schrieb über ihn: „Ein großartiges Herz ist gesprungen“; er hinterließ ein königliches Erbe: „einen Priesterrock, ein Stundenbuch und viel Liebe unter den Menschen.“

Der Weg der Erhöhung am Altar. Die Erinnerung an ihn, die Ehre für seine Tugenden und der Ruhm der Heiligkeit so die zahlreichen Heilungen, auch unter Anwendung des Wassers aus der Quelle, die er in Dzwinaczka entdeckt hatte, trugen zu den Bemühungen bei, ihn zur Ehre der Altäre zu erheben. Als Kardinal Stefan Wyszyński, der Primas Polens,
sein Heiligsprechungsverfahren im Jahre 1965 eröffnete, sagte er:

„Dieser schwere und langwierige Weg wird wohl das Zeugnis der Heiligkeit von Erzbischof Feliński bezeugen. Er ist aussagekräftiger, als alle Zeichen und Wunder, die er vollbracht haben mag. Es war nämlich ein Wunder der Liebe, die prächtigste Macht des menschlichen Geistes, der nicht zusammengebrochen ist, obwohl er dafür das Recht hätte, nach einem so außerordentlichen Weg, den er zurückgelegt hat“.

Die geistige Gestalt. Das Leben S. S. Feliński, von Jugend an, war voller Eigenschaften des Strebens nach der Heiligkeit. Christus war für ihn „der Weg, die Wahrheit und das Leben“. Seine Sehnsucht so einen Grad mit Gott vereint zu sein zu erlangen, um mit dem heiligen Paulus zu sagen: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“.

Er zeichnete sich durch einen unerschütterlichen Glauben und einer grenzenlosen Hingabe der Vorsehung aus; für ihn standen immer Liebe zu Gott und der Kirche, Hingabe für das Vaterland und der Respekt der Menschen an erster Stelle. Die charakteristischen Züge seiner Spiritualität waren: große Redlichkeit, Tapferkeit und Gerechtigkeit. Dabei erstrahlte seine Selbstlosigkeit und Barmherzigkeit, umwoben mit der Fröhlichkeit, Demut und Schlichtheit, dem Wirken und der Armut eines Franziskaners. Er wurde als „Stolz des polnischen Bischofsamts“, als „Märtyrer“ und „treuer Sohn der Kirche“ bezeichnet.

Aus der Schatzkammer seines Lebens können wir für unsere Zeiten den belebenden Geist und das Licht schöpfen. Die Heiligsprechung des „Verbannten Hirten“ regt zur Reflexion über den eigenen Lebensweg, über die Familie und deren Wiedergeburt, über den Aufbau unseres gemeinsamen Hauses – des Vaterlandes, unter der Obhut der Vorsehung und der Heiligsten Mutter.

Das Generalhaus der Schwestern in Warschau

Aus dem kleinen Korn, das der Priester Feliński 1857 in St. Petersburg aussäte, entwickelte sich die Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen der Familie Mariens zu einer großen Familie. Sie zählt heute 1100 Schwestern, die in 145 Ordenshäusern in Polen, Brasilien, Italien, Weißrussland, Ukraine, Russland und Kasachstan wirken. Entsprechend ihrem Charisma und dem Geist ihres Gründers leisten die Schwestern Hilfe für Familie, erziehen und bilden Kinder und Jugendliche aus, versorgen Kranke und Ältere Menschen, sie dienen in Pfarreien und kirchlichen Institutionen.

Aus den Schriften des heiligen Zygmunt Szczęsny

„Die Kirche ist mein größter Schatz, dass Ziel meines Lebens, meine einzige Liebe auf Erden“ (1855).

„Ich vertraue Gott und begehre nichts außer Seinen heiligen Willen“ (1877).

„Selig sind, die ihre Probestunde unter dem Kreuz mit Maria findet“ (1874).

„Der innere Friede ist der teuerste … Schatz und das einzige Geschenk, das der Erlöser seinen Jüngeren auf Erden verspricht“ (1879).

„Es begleiten euch immer und überall der Friede Gottes, Seine Gnade und Segen“ (1890).

Das Gebet um Gnade durch die Fürsprache des Hl. Sigmund Szczęsny

Gott, Du hast den heiligen Sigmund Szczęsny, den Mann großer Demut und Schlichtheit, mit außergewöhnlichen Tugenden geziert; lass uns durch seine Fürsprache die Gnade erhalten, um die wir demütig bitten. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Vater unser, Gegrüßet seist du Maria, Ehre sei dem Vater.

HEILIGER
SIGMUND SZCZĘSNY FELIŃSKI
1822-1895
Erzbischof Metropolit von Warschau
Gründer der Ordensgemeinschaft der
Franziskanerinnen der Familie Mariens
Apostel des Friedens und der nationalen Eintracht,
Förderer der Marienverehrung, Betreuer von Waisen,
Armen und Verbannten, Tertiarier der Franziskaner

Von Johannes Paul II
am 18. August 2002 in Krakau
selig gesprochen

Von Benedikt XVI
am 11. Oktober 2009 in Vatikan
heilig gesprochen